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Commerzbank-Branchenbericht Autozulieferer 2016

München – Die Konsolidierung bei den Autozulieferern wird weltweit an Dynamik gewinnen. Getrieben werden die Übernahmen auf nationaler und internationaler Ebene durch tief greifende Veränderungen der Rahmenbedingungen.

„Diese resultieren aus den gestiegenen Anforderungen zur Optimierung des Antriebsstranges, allen Facetten der Digitalisierung sowie der zunehmenden Automatisierung beim Fahren“, erläuterte Edith Weymayr, Bereichsvorständin Commerzbank-Mittelstandsbank, anlässlich der Präsentation des Branchenberichtes Autozulieferer in Stuttgart.

Aber auch leichtbaugetriebene Veränderungen im Materialmix sowie die globale Produktions- und Sourcingfähigkeit kommen hinzu. Die Mehrzahl der Zulieferer wird investieren müssen, gerade auch im Bereich Forschung und Entwicklung, um den Anforderungen der Hersteller gerecht zu werden. „Aber nicht jeder Zulieferer verfügt über die notwendigen finanziellen oder personellen Ressourcen“, so Weymayr weiter. Zudem werden weniger Einzelteile, dafür aber Systemkomponenten verstärkt nachgefragt. Zulieferer müssen in der Lage sein, weltweit zu optimalen Preisen zu liefern. Daher steigt der Druck zur verstärkten Kooperation mit den Original Equipment Manufacturers (OEM) und anderen Zulieferern.

„Besonders für kleine und mittlere Unternehmen sind der Aufbau von Netzwerken sowie das Eingehen von Kooperationen enorm wichtig. So können Synergien realisiert, Kosten gespart, und Risiken minimiert werden“, führt Weymayr aus. Nicht für jedes Unternehmen beziehungsweise Geschäftsmodell wird dies möglich sein. Auch wird sich nicht jede Kooperation wirtschaftlich rentieren. In letzter Konsequenz bedeutet dies eine Konsolidierung des Marktes. Für 2016 erwartet die Commerzbank für die Autozuliefererbranche in Deutschland eine moderate Steigerung der Produktion von 2 Prozent, weltweit von 4 Prozent. Emissionsvorschriften und Digitalisierung als Game-Changer Megatrends der nächsten Jahre werden die Umsetzung immer schärferer Emissionsvorschriften sowie die Digitalisierung sein. Hohe Investitionen in Technologie beziehungsweise eine Vielzahl von Antriebsalternativen sind die Folge.

„Starke Klimaveränderungen, die Beschlüsse des Pariser Weltklimagipfels, Luftverschmutzungen wie in Peking, und nicht zuletzt der Dieselskandal werden den Druck zur Emissions-reduktion nochmals erhöhen“, ist sich Thomas Gronemeier, Analyst für die Automobilindustrie und Co-Autor der Commerzbank-Studie, sicher. Verschärfte Messmethoden und zusätzliche Tests im Fahrbetrieb kommen hinzu. Während die CO2-Reduktion aus Sicht der OEM eine Pflichtaufgabe ist, stellen neue Geschäftsfelder rund um die Digitalisierung ein Kürprogramm mit großem Zukunftspotenzial dar. Diese beiden Megatrends wird es jedoch nicht kostenlos geben. „Daher stellt sich die Frage, wofür der Autokäufer im Jahre 2020 sein Geld investierten wird“, konstatierte Commerzbank-Analyst Gronemeier.

Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung entwickeln sich völlig neue Angebote im Bereich Telematik und Kommunikationstechnik. Steigende Verkehrsdichten, automatisiertes Fahren sowie höhere Anforderungen an die Sicherheit einer immer älter mobiler, und anspruchsvoller werdenden Bevölkerung sind Treiber für die Nachfrage nach Assistenzsystemen. Bei allen Daten, die das Auto und die internen Messsysteme selbst betreffen, dürften die traditionellen Zulieferer weiterhin führend sein.

Anders sieht es bei den Kommunikationssystemen aus, bei denen der Datenaustausch mit der Umgebung des Autos sowie mit den Smartphones der Fahrer im Vordergrund steht. Dieses Spielfeld liegt bei den neuen Playern aus der Kommunikationsindustrie, wie zum Beispiel Apple, Google & Co. Deren breite Kundenbasis und weltweit integrierte Softwareprogramme werden zu einer starken Stellung auch im Auto führen. Letztendlich wollen OEM und Zulieferer immer mehr an Dienstleistungen rund ums Auto verdienen, und zwar ein ganzes Autoleben lang. Hingegen wird der reine Verkauf eines Autos durch veränderte Kundenbedürfnisse wie zum Beispiel Car-Sharing insbesondere in Großstädten an Bedeutung verlieren. Auch die Industrie 4.0 wird die Automobilindustrie in ihren Fertigungsstrukturen massiv verändern. Ziele sind die Verbesserung der Produktionskosten, der Qualität, der Geschwindigkeit und vor allem der Flexibilität.

Voraussetzung dafür ist die vollkommene EDV-Vernetzung aller beteiligten Mitglieder der Wertschöpfungskette. Markt für reine Elektroautos erst ab 2025 in Sicht Die Kosten für die Herstellung von Dieselmotoren werden aufgrund der hohen Emissionsanforderungen weiter steigen. Gerade bei Klein- und Kleinstwagen wird der Dieselmotor in Relation zum Anschaffungspreis immer unattraktiver. Dagegen ist der Diesel für größere und schwerere Autos im Hinblick auf die CO2-Reduktion in der EU vorerst kaum verzichtbar. Die Elektrifizierung beim Auto wird sich bis 2020 deutlich erhöhen.

„Einen signifikanten Markt für reine Elektroautos sehe ich aber nicht vor 2025“, so Analyst und Co-Autor der Commerzbank-Zuliefererstudie Olaf Labitzke, denn dann erst trügen verbesserte und günstigere Batterie¬systeme sowie der Ausbau des Ladestationen-Netzes positiv dazu bei. Neben reinen Elektroautos (EV) im stadtnahen Bereich werden (Plug-in-) Hybride vorerst die realistischste Alternative sein. Für die nächsten Jahre sei dies ein positives Szenario für die Zulieferer, weil so Geschäftspotenzial hinzukommt, anstatt dass Teile ersetzt werden oder ganz wegfallen. „Aus Sicht der Automobilindustrie ist es existenziell wichtig, dass die Kosten für alle Antriebsvarianten sinken. Das kann erreicht werden durch optimierte Produktionsprozesse, technologische Verbesserungen insbesondere bei der Batterie, sowie economics of scale“, so Labitzke weiter.

Quelle: ots

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