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Karlsruhe: Die Wiege des Automobilpioniers Carl Benz

Carl Benz kommt aus Karlsruhe und dies soll beim 300. Stadtgeburtstag in einer sehenswerten Parade gezeigt werden. Hier präsentieren sich am 19. Juli 2015 Autoliebhaber aus der Karlsruher Region mit einer Neuauflage von „Tribut an Carl Benz“. Zum Festivalsommer (17. Juni bis 27. September 2015) treffen sich die Oldtimer nach 2013 erneut auf dem südlichen Schlossplatz. Am späten Nachmittag geht es dann wie gewohnt mit Autokorso durch die Stadt. Nur an welchen städtischen Sehenswürdigkeiten entlang und vor allem wohin, dass bleibt die spannende, kilometerlange Frage, die Arnt-Martin Bokemüller, Initiator des „Tribut“ noch etwas offen lässt – als Überraschung für alle Mitwirkenden und natürlich das schaulustige Publikum beim Festivalsommer 2015.

Bild: OldtimerKorso.
Bild: OldtimerKorso.

„Historische Autos ziehen fast Alle in den Bann“, erklärt Bokemüller. „Die einen interessieren sich vor allem für die technischen Details beim Oldtimer, die anderen sind einfach nur entzückt vom außergewöhnlichen Design jedes einzelnen Modells.“ Bereits seit 15 Jahren organisiert der Vorsitzende des gleichnamigen Vereins den zweijährlichen „Tribut an Carl Benz“ im Karlsruher Stadtzentrum. Was einst als spontane Oldtimer-Präsentation auf dem Ludwigsplatz begann, entwickelte sich mit den Jahren zum nachmittäglichen Korso durch die Innenstadt. Aus purem Stolz eines jeden Fahrers, dass er seinen „Schatz“ präsentieren darf. „Wir haben alle viel Zeit und Arbeit in unsere Wagen investiert, damit sie noch heute wie original aussehen.“ Der Hauptgedanke zum „Tribut“ ist jedoch, die regionale Herkunft des Automobilpioniers stärker in den Fokus zu rücken.

Jahrelang hatte sich der Gründer und Vorsitzende des „Tribut an Carl Benz e. V.“ Bokemüller daran gestört, dass bei der Herkunft des Automobilpioniers vor allem die Städte Mannheim und Ladenburg, manchmal sogar auch Stuttgart genannt werden. Jedenfalls deutlich öfter, als sein tatsächlicher Heimatort Mühlburg, heute ein integrierter Stadtteil Karlsruhes. Hinzu kam 1998 die Umbenennung der Daimler-Benz AG in DaimlerChrysler. Grund genug, die Karlsruher auf die automobil-historische Bedeutung ihrer Stadt hinzuweisen.

„Hier in Mühlburg ist er geboren und in Karlsruhe zur Schule gegangen; in dieser vertrauten Umgebung entwickelte er überhaupt sein Interesse für technische Details“, erklärt Bokemüller stolz. Jahrelang hatte er gemeinsam mit Dr. Peter Pretsch vom Karlsruher Stadtmuseum recherchiert und letztlich herausgefunden, dass Benz’ Geburtsort ein Gasthaus unweit der heutigen Rheinstr. 22 in Mühlburg gewesen sein muss. In der damals noch eigenständigen Nachbarstadt brachte Josephine Benz ihren unehelichen Sohn zur Welt, am Karlsruher Lyzeum ging er zur Schule und studierte später unter Ferdinand Redtenbacher Maschinenbau an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Erst mit Anfang 20 ging Benz nach Mannheim, unterbrochen von einem Engagement in Wien, bevor er dort 1871 seine erste eigene Firma gründete.

„Ohne die bildungswissenschaftlichen Rahmenbedingungen Karlsruhe wäre es später nie zum Benz Patent Motorwagen Nummer 1 gekommen“, betont Bokemüller. Das vergesse man oft angesichts der vielen Unternehmensgründungen und Fusionen zur Marke Benz im Laufe des 20. Jahrhunderts. Deshalb auch der „Tribut an Carl Benz“ mit der Einbindung diverser Oldtimer-Modelle, deren Technik allesamt auf Entwicklungen des Mühlburger Ehrenbürgers beruht: angefangen beim verdichtungslosen Zweitaktmotor, über die Achsschenkellenkung, die Zündkerze, den Vergaser, den Wasserkühler bis hin zur Gangschaltung.

Alle zwei Jahre führt der „Tribut an Carl Benz“ deshalb regelmäßig durch die Karlsruher Innenstadt und beweist lautstark, was der Automobilpionier auf die Wege gebracht hat. In Folge der durch die Kombilösung bedingten Baustellensituation zog der Korso vor drei Jahren ins südliche Schlossareal. Obligatorisch wird es in historischer Kulisse eine moderierte Oldtimer-Präsentation geben. Rund 300 Automobile erwartet Bokemüller für den Tag, er selbst prüft schon bei der Anmeldung, ob die Schätze auch seinen Kriterien entsprechen. „Als echte Oldtimer gelten für mich alle Fahrzeuge, die das Mindestbaujahr 1971 erfüllen“, so der Veranstalter. „Was danach kam, zähle ich zur Generation Golf – praktisch, schnell, mehr rollender Computer als ein Auto.“ Ist diese historisch-kritische Hürde überwunden und für den großen Tag alles organisiert, werden sich am 19. Juli 2015 rund 300 Oldtimer aus der Region auf dem Schlossplatz präsentieren, eine kleinere Auswahl sogar exemplarisch mit Moderation vorgestellt.
„Wer noch mehr wissen will, darf die einzelnen Autobesitzer natürlich jederzeit direkt fragen“, sagt Bokemüller. „Die meisten von uns erzählen nur all zu gerne, wie sie dazu gekommen sind und welches Fachwissen sie sich mit den Jahren angeeignet haben.“ Den Abschluss des Jubiläums-Tributs um 16.30 Uhr der traditionelle Korso durch die Stadt. Erstmalig in der Vereinsgeschichte wird er entlang einiger Stationen von Benz’ Leben führen. Dieses Haus wurde im Rahmen eines kleinen Autokorsos für die Vorbereitungen zu der Oldtimer-Parade am Sonntag, 26. Oktober 2014, von Boekemüller und weiteren Oldtimer-Liebhabern angefahren.

Noch heute bewegt es Oldtimer-Fan, wenn Bokemüller vor der Taufkirche steht und interessierten Bürgern die Geschichte seines Mühlburger Pioniers und die eigene Liebe zu den Automobilen erklärt. „Für uns bedeutet der Korso durch die Stadt immer auch Anerkennung für unsere Oldtimer“, sagt Bokemüller. Und als populär erlebbarer Applaus an unseren Automobilpionier ist auch der „Tribut an Carl Benz“ gedacht.

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