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REIFEN FÜR DIE ERSTAUSRÜSTUNG AB WERK SIND INDIVIDUELLE HIGHTEC-MASSANFERTIGUNGEN FÜR OPTIMALE PERFORMANCE

München – Jeder renommierte Automobilhersteller liefert seine Neuwa-gen ab Werk mit sogenannten Erstausrüstungsreifen aus. Dabei handelt es sich um Rei-fen, die in enger Zusammenarbeit mit führenden Reifenherstellern wie Pirelli speziell für den jeweiligen Fahrzeugtyp entwickelt, abgestimmt, erprobt und schlussendlich freigege-ben (= homologiert) wurden. An diese speziellen Reifen stellen die Automobilkonzerne höchste Ansprüche. Denn kein anderes Zubehörprodukt hat einen vergleichbar starken Einfluss auf das Fahrverhalten und die Sicherheit des Fahrzeugs. Bis zu 50 Prozent seiner gewünschten Fahreigenschaften hangen von seinen Erstausrüstungsreifen ab.

Foto: Pirelli
Foto: Pirelli

Sind die Erstausrüstungsreifen abgefahren, empfehlen die Autobauer daher, sie durch gleichwertige Original Equipment-Reifen – kurz: OE-Reifen – zu ersetzen. Im folgenden In-terview erläutert Michael Wendt, Geschäftsführer Technische Ressorts Pirelli Deutschland, die Unterschiede zwischen OE-Reifen und herkömmlichen Reifen für den Ersatzmarkt, die Anforderungen der Automobilkonzerne sowie die daraus resultierenden Herausforderun-gen für einen Reifenhersteller.

Herr Wendt, der Fahrer eines Premiumautos möchte Winterreifen kaufen: Zur Auswahl stehen ein für das Fahrzeugmodell maßgeschneiderter Pirelli Sottozero Serie 3 mit der entsprechenden Markierung auf der Reifenflanke, sowie ein für den Ersatzmarkt produ-zierter Pirelli Sottozero Serie 3. Wie groß sind die Unterschiede?

Michael Wendt: „Die Unterschiede sind tatsächlich beachtlich. Der als Original-Aus-rüstung des jeweiligen Automobilherstellers markierte Reifen ist exakt auf dieses Fahr-zeugmodell und dessen Fahrwerk ideal abgestimmt. Infolge dieser präzisen Abstimmung, die auf den individuellen Vorgaben des Herstellers basiert, stellt sich für den Endkunden ein deutlich entspannteres und sichereres Fahrverhalten ein. Und zwar unter allen Ein-satzbedingungen. Das spürt der Fahrer zum Beispiel durch den beruhigend sauberen Ge-radeauslauf des Fahrzeugs in engen Baustellen oder bei hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn. Er bemerkt es aber auch am gleichmäßigeren Verschleiß- und Fahrverhalten

über die gesamte Lebensdauer des Reifens. Nicht zuletzt sprechen die Fahrzeugregelsys-teme wie ABS und ESP dank der auf sie abgestimmten Reifen optimal an.“
Worin bestehen die größten Unterschiede zwischen Erstausrüstungsreifen und Reifen für den Ersatzmarkt?
Michael Wendt: „Die Unterschiede finden sich oftmals in der Unterkonstruktion der Rei-fen, aber auch in der Formkontur sowie im Profildesign.“
Welche Eigenschaften eines Fahrzeugs hängen in einem besonders hohen Maße von den Merkmalen der Reifen ab?
Michael Wendt: „Hervorzuheben sind die Fahreigenschaften wie der Geradeauslauf, das Lenkungsansprechen, die Fahrzeugstabilität und der Komfort, sowie die optimale Funktion der Regelsysteme, um Unfälle zu verhindern. Das gilt insbesondere für das ABS und die dadurch beeinflusste Länge des Bremswegs, sowie für das ESP und das dadurch ermög-lichte Beherrschen des Fahrzeugs in kritischen Situationen und im Grenzbereich.“

Was ist schwieriger zu entwickeln: Ein Serienreifen, der an vielen unterschiedlichen Fahr-zeugmodellen unterschiedlicher Hersteller gute Leistungen zu bringen hat, oder ein Erstausrüstungsreifen, der an einem Modell sehr gut performen muss?

Michael Wendt: „Der Erstausrüstungsreifen ist schwieriger zu entwickeln. Denn er muss – unter Abwägung aller Einzeldisziplinen – für das jeweilige Zielfahrzeug den optimalen Kompromiss für das Handling, den Komfort, die Sicherheit und die Ökologie bieten. Und das in allen Fahrsituationen. Darauf ist der OE-Reifen speziell abzustimmen. Das dies komplizierter ist, spiegelt sich auch in den Zeitfenstern. Die Entwicklung eines Erstausrüs-tungsreifens dauert im Schnitt zwei bis zweieinhalb Jahre. Demgegenüber entwickelt ein Hightech-Produzent wie Pirelli einen Serienreifen in rund zehn bis 14 Monaten.“

Wächst bei Endverbrauchern die Erkenntnis, dass es sich lohnt, abgefahrene Erstausrüs-tungsreifen durch OE-Reifen zu ersetzen?

Michael Wendt: „Pirelli hat die Erfahrung gemacht, das sich dieser Trend verstärkt und durchsetzt. Das lässt sich an den Verkaufszahlen in den Autohäusern erkennen, die nur OE-markierte Reifen vertreiben. Insbesondere Fahrzeugbesitzer im Premium- und im Prestigesegment legen besonderen Wert auf Qualität und Zuverlässigkeit. Die Zufriedenheit der Kunden mit der Erstbereifung spielt eine große Rolle für die Ersatzbeschaffung und Wahl des jeweiligen Produktes. Die zunehmende Aufklärung der Kundschaft über OE- markierte Reifen wird diesen Trend verstärken.“

Ein Erstausrüstungsreifen muss Angaben von Automobilherstellern zufolge über 50 ver-schiedene Tests bestehen. Gilt das für Sommer- und Winterreifen gleichermaßen?

Michael Wendt: „Ja, die Anforderung besteht im Allgemeinen für Sommer und Winterreifen. Bei Winterreifen kommt aber stets das Überprüfen der Wintereigenschaften hinzu. Es gibt allerdings herstellerspezifische Unterschiede hinsichtlich der Zahl der Testanforderun-gen.“

Ist das Prüfspektrum der führenden Automobilhersteller weitgehend identisch, oder gibt es auch herstellerspezifische Testkategorien?

Michael Wendt: „Die gibt es tatsächlich. Die Kriterien werden nach dem Know-how und der Philosophie des Herstellers festgelegt. So legt beispielsweise ein Hersteller weniger Augenmerk auf die Lenkungseigenschaften und die Sportlichkeit, stellt dafür aber höhere Anforderungen an den Komfort oder die Nässeeigenschaften der Reifen.“
Bei den einschlägigen Reifentests der Fachzeitschriften werden Pneus in nur 12 bis 15 Kategorien getestet. Das bedeutet, Automobilhersteller testen OE-Reifen in 30 bis 35 wei-teren Kategorien.

Können Sie diese Vielzahl kategorisieren?

Michael Wendt: „Bei den Tests von OE-Reifen wird in erster Linie Wert auf die Interaktion zwischen Fahrzeug und Reifen gelegt. Wie gut passt der Reifen zu den im Fahrzeug ver-bauten Regelsystemen? Weiterhin wird das Verhalten des Reifens in einer Vielzahl von Dauerlauferprobungen überprüft.“
Führende Automobilhersteller weisen darauf hin, dass ihre OE-Reifen die gesetzlichen An-forderungen um Längen übertreffen. Sind die gesetzlichen Anforderungen an Pneus zu niedrig angesetzt?
Michael Wendt: „Die gesetzlichen Anforderungen sollen primär den sicheren Betrieb von Fahrzeugreifen im Straßenverkehr ermöglichen und garantieren. Auf der anderen Seite werden die Reifenhersteller zu Spitzenleistungen getrieben, bedingt durch die technologi-sche Weiterentwicklung sowie durch die hohen Anforderungen der Automobilhersteller der Premium- und Prestige-Segmente. Die dafür entwickelten Produkte übersteigen die ge-setzlichen Anforderungen daher oft deutlich. Zumal Pirelli das Leistungsspektrum seiner Premiumprodukte durch ambitionierte interne Entwicklungs-, Produktions- und Qualitäts-richtlinien noch zusätzlich erhöht.“

Wie relevant sind für Automobilhersteller die Werte auf dem EU Label eines OE-Reifens?

Michael Wendt: „Die Labelwerte sind Bestandteil der Lastenhefte, werden aber noch wei-ter präzisiert, zum Beispiel durch konkrete Festlegung eines Zielwertes für den Rollwider-stand innerhalb einer Rollwiderstandsklasse. Die Vorgabe kann also lauten: Innerhalb geforderter Labelklasse C mit zulässigen Werten von 7,8 bis 9,0 muss der Zielwert 8,0 erreicht werden.“

Sind die Werte auf dem EU Label von Erstausrüstungsreifen und Serienreifen einer Di-mension weitgehend identisch, oder weichen sie infolge der Spezifizierung des OE-Reifens deutlich voneinander ab?

Michael Wendt: „Die Werte des EU-Labels von Erstausrüstungsreifen können im Vergleich zu Serienreifen deutlich voneinander abweichen, abhängig vom jeweiligen OEM und Lastenheft. Es kann aber auch Übereinstimmungen geben.“
Diese Erläuterungen verdeutlichen: Jede von den Automobil-Herstellern verliehene Erstausrüstungsfreigabe ist ein echtes Gütesiegel für den Reifen und den Reifenhersteller.
Mit über 2.000 Homologationen im Premium- und im Prestige-Segment ist Pirelli ein welt-weit führender Hersteller in der Erstausrüstung. Alleine im vergangenen Jahr 2014 erhielt Pirelli 266 neue Erstausrüstungsfreigaben, 213 davon für Fahrzeugmodelle aus dem Pre-mium- oder Prestige-Segment.

Über Pirelli

Pirelli gehört zu den weltweit größten Reifenherstellern und ist aufgrund seiner hohen technologi-schen Kompetenz ein Marktführer im Premiumsegment. Gegründet 1872 in Mailand und seit 1922 an der Börse in Mailand gelistet, agiert der Reifenkonzern heute weltweit in über 160 Ländern, fer-tigt an 19 Produktionsstandorten auf vier Kontinenten und beschäftigt über 37.500 Mitarbeiter. Forschung und Entwicklung spielen für Pirelli seit den Anfängen des Unternehmens stets eine be-sondere Rolle. Daher investiert der Hersteller jährlich hohe Beträge in diesen Bereich.
Übergeordnetes Ziel aller Bestrebungen ist die kontinuierliche Steigerung der Qualität der Produk-te, speziell in den Kategorien Performance, Sicherheit und Umweltverträglichkeit. Das Engage-ment unterstreicht die Philosophie und strategische Ausrichtung von Pirelli, Profitabilität und sozia-le Verantwortung erfolgreich zu vereinen. Ein Beleg für die Leistungen von Pirelli im Bereich Nach-haltigkeit sind die Spitzenplatzierungen, die der Konzern seit vielen Jahren im Dow Jones Nachhaltigkeits-Index erhält. Zu den von externen Fachleuten bewerteten Kriterien gehören neben ökologischen Komponenten auch soziale Aspekte wie das Personalmanagement, der respektvolle Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Toleranz und Sicherheit am Arbeitsplatz.

Pirelli ist seit 2011 exklusiver Reifenausstatter der Formel 1 sowie ihrer Vorstufen-Serien GP2 und GP3. Der Konzern beteiligt sich an rund 300 Meisterschaften und Serien in mehr als 40 Ländern.
Hohe Beachtung findet auch das Engagement des Konzerns im Bereich Kunst und Kultur. So ge-hört der Pirelli Kalender, 1964 erstmals erschienen, zu den weltweit begehrtesten Bildbänden. Darüber hinaus fördert Pirelli den Hangar Bicocca, ein Museum für zeitgenössische Kunst in Mai-land, in dem international anerkannte Künstler ihre Werke präsentieren.

Die Pirelli Deutschland GmbH

Am Firmensitz der Pirelli Deutschland GmbH in Breuberg im Odenwald werden seit über 110 Jah-ren Reifen entwickelt und gefertigt. Derzeit produziert Pirelli im Werk in Breuberg jährlich circa sechs Millionen Pkw- und zwei Millionen Motorradreifen, vornehmlich für Fahrzeuge der Premium- und Prestigeklasse. Um innovative Ultra High Performance-Reifen mit hoher Leistung, geringem Rollwiderstand und entsprechend niedrigerem Treibstoffverbrauch herzustellen, sind alleine am Standort Breuberg über 200 Mitarbeiter in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung tätig.
Gemeinsam mit seinen Tochterunternehmen beschäftigt Pirelli in Deutschland rund 3.000 Mitarbei-ter, darunter aktuell über 120 Auszubildende sowie 500 Mitarbeiter der Reifenhandelskette Pneumobil, deren Zentrale sich ebenfalls in Breuberg befindet.

Quelle: Pirelli

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