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Verkehrsgerichtstag diskutiert über Senioren im Straßenverkehr

Berlin – Wenn heute in Goslar der 55. Verkehrsgerichtstag beginnt, wird dort im Arbeitskreis III das Thema „Senioren im Straßenverkehr“ diskutiert. Experten versuchen zu beantworten, ob ältere Verkehrsteilnehmer ein Risiko für sich und andere darstellen und ob es für PKW-Fahrer im Seniorenalter Pflichtuntersuchungen, Beschränkungen und Auflagen geben soll. Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) erwartet mit Interesse die Ergebnisse des Arbeitskreises und nimmt im Vorfeld wie folgt Stellung:

Unfallbeteiligung von Senioren

Meist sind es keine bewussten Regelverstöße, die bei älteren Verkehrsteilnehmern zu einem Unfall führen. Vielmehr liegt es an einer nachlassenden körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit, die ab einem bestimmten Punkt nicht mehr durch Routine und einer defensiven Fahrweise ausgeglichen werden kann. Da der demografische Wandel weitergeht und es zukünftig noch mehr ältere Verkehrsteilnehmer geben wird, mit diversifizierter Verkehrsteilnahme, müssen sich Verkehrssicherheitsexperten schon heute mit dem Thema auseinandersetzen.

Die Unfallstatistik zeigt den Wandel:

1991, im Jahr der Wiedervereinigung, war jeder sechste Verkehrstote 65 Jahre alt oder älter. 2015 war es nahezu jeder Dritte (29,6 Prozent). In dieser Zeitspanne hat sich das Mobilitätsverhalten dieser Altersgruppe deutlich geändert: Während 1991 beispielsweise die meisten Senioren getötet wurden, als sie zu Fuß unterwegs waren (47 Prozent; 2015: 27 Prozent), waren 2015 die meisten tödlich verunfallten Senioren in Pkw unterwegs (42 Prozent; 1991: 31 Prozent) und fast jeder fünfte ältere Verkehrstote starb als Radfahrer. Besonders gefährdet ist die Altersgruppe ab 75 Jahren: Laut Statistischem Bundesamt war 2015 jeder dritte getötete Radfahrer und 41 Prozent der getöteten Fußgänger 75 Jahre und älter. Ab 75 steigt auch der Anteil der Unfallverursacher, zumal bei den Auto fahrenden Senioren: gut 75 Prozent hatten den Unfall verursacht, in den sie verwickelt waren.

Auch wenn die Unfallrisiken bei Senioren erst ab einem Alter von 75+ stark zu Buche schlagen, sind sinnvolle Konzepte und Maßnahmen für Senioren zu entwickeln, um nicht von der Entwicklung überrollt zu werden.

Gegenmaßnahmen

Maßnahmen, die sich nur am Alter festmachen, sind in der Regel nicht wirkungsvoll. Nach Ansicht der DVW müssen auch andere Faktoren eine Rolle spielen, beispielsweise gesundheitliche, mentale und psychomotorische. Die bisherigen erfolgreichen Maßnahmen knüpfen an individuellen Umständen und Einschätzungen an, an freiwilligen Tests und darauf aufbauenden Verhaltenstrainings.

Die Landesverkehrswacht Niedersachsen hat beispielsweise das Fahrsicherheitstraining „Fit im Auto“ für die Generation 65+ entwickelt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer testen ihr Können hinterm Steuer und besprechen es mit Gleichgesinnten und einem Experten, der die Fahrten begleitet. Das Fahrtraining wird ohne Stress und Druck absolviert und ohne Angst, den Führerschein bei schlechten Leistungen abgeben zu müssen. Neben Fahrübungen auf einem Parcours geht es mit dem Auto auch in den öffentlichen Verkehrsraum – auf dem Beifahrersitz ein Trainer und auf dem Rücksitz zwei andere Teilnehmer. Im Feedback-Gespräch mit diesen Begleitern erfährt der Fahrer, wo er sicher und gut reagiert, aber auch, wo es etwas zu verbessern gibt.

Rolle des sozialen Umfelds

Auch wenn mangelnde Fahreignung nicht unbedingt eine Frage des Alters ist, sondern auch durch Krankheit oder Schicksalsschlag vorübergehend herbeigeführt werden kann, steigt das Risiko mit zunehmendem Alter. Wenn ein Fahrer beispielsweise vermehrte Beinahe- oder Bagatell-Unfälle provoziert, permanent Verkehrsregeln missachtet oder sich immer wieder verfährt, auch auf bekannten Strecken, sollten Angehörige handeln. Es ist sinnvoll, nicht direkt die Abgabe des Führerscheins anzumahnen. Wichtig ist, den Betroffenen zunächst die Angst vor der Immobilität zu nehmen und Alternativen zur bisherigen Mobilitätsweise für sie zu finden.

Quelle: Deutsche Verkehrswacht e.V.

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