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Vor 50 Jahren: Volvo PV 544 siegt bei legendärer Safari-Rallye

Köln – Spektakulärer hätte die Abschiedsparty nicht sein können. Erst in seinem letzten Produktionsjahr krönte der erfolgreiche Volvo PV 544 „Buckel Volvo“ seine große Motorsportkarriere mit einem legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965. Am Lenkrad des schnellen Volvo saß der „fliegende Sikh“, Joginder Singh, sein Copilot war Jaswant Singh. Die beiden Brüder starteten für das Rallye-Gastgeberland Kenia mit einem aufbereiteten Fahrzeug, das bereits zwei Motorsportsaisons und sogar Unfälle überstanden hatte. Ein Stoff, aus dem Helden gemacht sind, und der den siegreichen Volvo weltweit in die Schlagzeilen brachte.

Foto: volvocars.com Joginder und Jasawant Singh feiern ihren legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965
Foto: volvocars.com
Joginder und Jasawant Singh feiern ihren legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965

Als Joginder Singh 1965 mit seinem weißen Volvo PV 544 „Buckel Volvo“ als erster über die Ziellinie der wildesten und längsten Rallye Afrikas fuhr, zählte Volvo bereits zu den erfolgreichen Motorsportmarken. Tatsächlich nutzte Volvo die Bedeutung des Motorsports bereits von Beginn an als Imageträger, vor allem aber als Testfeld für neue Techniken sowie Materialien – und das schon beim Urvater aller Volvo, dem Volvo ÖV4 „Jakob“. 1928 startete die Rennversion des Volvo ÖV4 erfolgreich bei schwedischen Langstreckenrallyes unter schwierigen winterlichen Bedingungen. Seit Mitte der 1950er Jahre beschleunigte sportlicher Lorbeer dann die Verkaufserfolge des Volvo PV 544 in Nordamerika. So war es nur konsequent, dass Volvo 1959 eine eigene Motorsportabteilung aufbaute, die ab 1961 von Gunnar Andersson geleitet wurde.

Nach dieser Rallye verblieb Tom Tranas Volvo PV 544 beim kenianischen Importeur Amazon Motors, wo Joginder Singh auf das Fahrzeug aufmerksam wurde. Der Kenianer Singh brachte zu diesem Zeitpunkt bereits die Erfahrung aus mehreren Safari-Starts der vergangenen Jahre mit. Außerdem hatte er sich für die Saison 1964 bei Amazon Motors einen Volvo PV 544 geliehen, mit dem er bei kleineren afrikanischen Rallyes startete. Nach jedem Einsatz entwickelte Singh diesen Volvo erfolgreich weiter, um ihn noch besser auf die schlechten Straßen und die brutalen Bodengegebenheiten Afrikas abzustimmen.

Foto: volvocars.com Joginder und Jasawant Singh feiern ihren legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965
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Joginder und Jasawant Singh feiern ihren legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965

Ein Rallyechampion wie Phönix aus der Asche

Fünf Monate vor dem Start zur 13. Safari Rallye im April 1965 einigte sich Joginder Singh dann mit Amazon Motors auf einen Ratenkauf jenes Volvo PV 544, der zuvor von Tom Trana gefahren worden war. Vor einem neuen Rallyeeinsatz musste das unfallbeschädigte Fahrzeug, das überdies bereits zwei komplette Rennsaisons hinter sich hatte, neu aufgebaut und abgestimmt werden. Eine Arbeit, die Joginder Singh gemeinsam mit seinem Bruder Jaswant erledigte. Obwohl die Brüder Singh bereits mehrfach durchaus erfolgreich mit anderen Marken bei der Safari gestartet waren, traute den beiden Turban tragenden Sikhs niemand viel zu. Schließlich war der Vorjahresstart für Volvo ein Flop gewesen und 1965 gab es noch härtere Konkurrenz durch erfahrene Rennställe großer Marken. Hinzu kam vermeintliches Pech bei der Startnummernverlosung. Joginder und Jaswant Singh mussten als erste starten, was bisher kaum jemandem Glück gebracht hatte. In diesem Jahr war jedoch alles anders.

Die erste Wertungsprüfung wurde bei trockener Witterung gefahren, zum Vorteil der das Feld anführenden Brüder, die sich so nicht im Blindflug durch die dichten Staubwolken Vorausfahrender kämpfen mussten. Die zweite Safari-Etappe führte dann über rutschige Strassen und durch regelrechte Schlammlöcher. Aber der Volvo lag weiter in Führung, zumal die Brüder eine spezielle Technik entwickelt hatten, um sich aus dem Schlamm zu befreien. Am Heck des Volvo waren zwei Griffe angebracht. An diesen hielt sich Jaswant fest, während er schaukelnd auf der hinteren Stoßstange stand, um mehr Druck auf die schmal bereiften Antriebsräder auszuüben. Dank diesem System menschlicher Traktionskontrolle konnte der Lenkradkünstler Joginder den Volvo bis ins Ziel in Führung halten.

Als die Singh Brüder dann am fünften Rallyetag in Nairobi die Ziellinie querten, kannte der Jubel der Zuschauer keine Grenzen. Zumal der zweitplatzierte Ian Jaffray erst eine Stunde und 40 Minuten später eintraf. Joginder Singh wird seitdem voller Bewunderung „Fliegender Sikh” genannt – nie gewann ein Safari-Sieger mit größerem Vorsprung.

Foto: volvocars.com Joginder und Jasawant Singh feiern ihren legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965
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Joginder und Jasawant Singh feiern ihren legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965

Heute als sportlicher Meilenstein im Volvo Museum

Nach diesem einzigartigen Sieg annullierte Amazon Motors umgehend den Ratenkaufvertrag mit Joginder Singh, um dem Rallyechampion den Volvo PV 544 zu schenken. Das Safari-Siegerauto ist bis heute im Besitz der Familie Singh, nach einer Restaurierung erhielt es aber einen Ehrenplatz im Volvo Museum in Göteborg/Schweden.

Joginder Singh fuhr im Verlauf seiner späteren Rallyekarriere noch verschiedene weitere Volvo Modelle. Bei Starts zur Schwedenrallye war er zwar nicht ganz so erfolgreich, dafür gelangen dem Überflieger in den 1970er Jahren zwei weitere Siege bei der Safari. In allen Interviews aber betonte Singh, der 2013 im Alter von 81 Jahren in London verstarb, dass der Volvo PV 544 sein Lieblingsauto ist.

Quelle: Media Volvo Cars

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