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TÜV SÜD: Kleine Kettenkunde

München. Auf tief verschneiten ländlichen Nebenstraßen stoßen selbst die besten Winterreifen an ihre Grenzen. Dann sorgen Schneeketten fürs Weiterkommen. Ein Überblick und Tipps von den TÜV SÜD-Experten zu Kauf und Gebrauch.

Die Schneekette muss exakt zur Dimension der Reifen passen! „Dabei ist beispielsweise 215/60-16 etwas ganz anderes als 215/50-16“, sagt TÜV SÜD-Experte Eberhard Lang. „Die Dimension muss genau auf der Verpackung stehen. In der Regel sind es mehrere.“ Dies ist besonders wichtig, wenn ein Satz Ketten von einem Auto ins nächste übernommen werden soll. Einzelne Kettenhersteller arbeiten übrigens gebrauchte Ketten auf eine neue Reifendimension um. Auch wenn Reifengröße und Kette zueinander passen, ist Vorsicht geboten. In vielen Fällen lässt der Autohersteller keine Ketten auf den größeren der zugelassenen Reifendimensionen zu. Gibt die Betriebsanleitung keine Auskunft, hilft die Nachfrage beim Händler. Auch Internetportale von Kettenherstellern sind eine gute Quelle.

Quelle: TÜV SÜD AG.
Quelle: TÜV SÜD AG.

Seilkette: Diese einfachste Form der Pkw-Kette wird auch unter dem Begriff Standmontage beworben. In der Tat lässt sie sich anbringen, ohne dass das Auto dabei bewegt wird. Dies kann von großem Vorteil sein, wenn der Wagen schon festsitzt. „Allerdings dürfen die Räder nicht allzu tief im Schnee stecken“, sagt TÜV SÜD-Experte Eberhard Lang. Wenn doch, müssen sie erst freigelegt werden. Seilketten sind sehr preisgünstig und eignen sich daher als Vorsorgeausrüstung im Kofferraum. Auf Autos mit Hinterradantrieb ist die Montage jedoch meist schwierig. „Der Monteur muss Haken einhängen und hinter das Rad greifen. Das ist bei engen Radkästen oft sehr beschwerlich“, erläutert Lang.

Bügelkette: Ist abzusehen, dass die Schneeketten häufiger gebraucht werden, ist diese Form empfehlenswert. Ein Federstahlbügel zieht das Laufnetz hinter dem Rad zusammen. Die Montage ist deshalb deutlich einfacher und benötigt weniger Platz im Radkasten. Dafür muss das Auto aber um eine Viertelumdrehung der Räder bewegt werden, auch zum Abnehmen der Kette.

Schnellmontagesysteme: Noch einfacher kommen Schneeketten mit Hilfe von federnden Armen oder Kunststoffgreifern aufs Rad. Das funktioniert aber bei manchen Modellen nur, wenn zuvor ein Adapter an einer oder mehreren Radschrauben montiert wurde. Das kann kompliziert sein. Daran muss man vor der Saison denken, am besten schon anlässlich des Wechsels auf Winterbereifung. Auch Schnellmontageketten lassen sich an schon festgefahrenen Autos anbringen.

Textil statt Stahl: In den vergangenen Jahren sind vermehrt Überzüge und Laufnetze aus Textilmaterialien auf den Markt gekommen. Die Montage ist einfacher als bei den Versionen aus Stahl. Traktion und Verschleißfestigkeit sind bei letzteren jedoch höher.

Übung: Selbst technisch begabten Autofahrern gelingt die Schneekettenmontage oft nicht auf Anhieb. Dies gilt verstärkt im Dunkeln und schmutzigen Schneematsch. „Zu Hause in Ruhe die Anleitung lesen und eine Probemontage schaffen Souveränität im Umgang mit Ketten“, empfiehlt Lang.

Anwendung: Nur im tiefen Schnee fühlen sich Ketten wohl. Bei Eis fassen „nackte“ Winterreifen besser. Einzig die bei manchen Schnellmontagesystemen zusätzlich vorhandenen Spikes bringen auch bei Eis eine leichte Verbesserung. Es gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 50 km/h.

Zulassung: In Deutschland existieren keine Vorschriften für Schneeketten. Dagegen müssen sie in Österreich der Ö-Norm entsprechen. Zu erkennen ist das am entsprechenden Symbol, den ineinander geschachtelten Buchstaben Ö und N. Bei Markenprodukten ist die Zulassung selbstverständlich.

Qualität: Seilketten sind die günstigste Variante. Akzeptable Qualität und ein Minimum an Montagekomfort sind nicht unter 50 Euro zu erwarten. Für Schnellmontagesysteme können mehrere hundert Euro fällig werden. Wer Ketten nur für eine Urlaubsreise in die Berge braucht, kann auch welche leihen. Automobilklubs und einzelne Werkstätten bieten dies an. Um den Verschleiß muss sich kein Autofahrer große Gedanken machen. Mindestens tausend Kilometer halten gute Ketten nach den Erfahrungen von TÜV SÜD. Dies gilt sogar für die Kunststoffteile an Schnellmontagesystemen. „Voraussetzung ist jedoch, dass die Ketten nicht über längere Strecken auf trockener Straße bewegt werden“, ergänzt Eberhard Lang von TÜV SÜD. Den Reifen schadet ein sachgemäßer Betrieb übrigens auch nicht. Und wer Kratzer an edlen Leichtmetallfelgen fürchtet, ist bei Schnellmontagesystemen am besten aufgehoben. Bei diesen liegt kein Stahl an der Felge an.

Quelle: TÜV SÜD AG.

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