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Crashtests 2015: Kleintransporter – Risiken mitgeliefert

Köln/Wildhaus- Gefährliche Lieferwagen: Die schnellen, schweren und unübersichtlichen 2,2 Millionen Kleintransporter in Deutschland verursachen knapp die Hälfte aller Unfälle mit Personenschaden, an denen Güterkraftfahrzeuge beteiligt sind. Der Kraftfahrtversicherer AXA zeigt in aktuellen Crashtests, welche Risiken Kleintransporter für ungeübte, aber auch routinierte Fahrer sowie für Fußgänger bergen. AXA fordert mit einer Instruktions- und Weiterbildungspflicht konkrete Präventionsmaßnahmen.

Foto: "obs/AXA Konzern AG/(c) eqimages"
Foto: „obs/AXA Konzern AG/(c) eqimages“

Lieferwagen bis 3,5 Tonnen sind auf den Straßen allgegenwärtig. Allein im vergangenen Jahr wurden in Deutschland knapp 230.000 Kleintransporter zugelassen. Sie sind schnell, schwer, unübersichtlich und gefährlich: Mehr als 60 Prozent der Unfälle mit Lieferwagen ereignen sich innerorts. Etwa jeder vierte Unfall mit einem solchen Fahrzeug findet auf der Landstraße statt und nur jeder zehnte auf der Autobahn. Dies zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2013. Beunruhigend: Bei Unfällen mit Güterkraftfahrzeugen sind immer häufiger Kleintransporter beteiligt. Von 1995 bis 2013 stieg der Anteil bei Kleintransporter-Unfällen mit Personenschaden um mehr als zehn Prozent. In mehr als 63 Prozent der Fälle sind Lieferwagen-Fahrer nach Einschätzung der Polizei auch die Hauptunfallverursacher, so das Statistische Bundesamt. Die Schadendaten der AXA Versicherung AG belegen, dass Kleintransporter bis 3,5 Tonnen vergleichsweise häufig in Schäden verwickelt sind. So verursachten privat genutzte Kleintransporter 44 Prozent mehr Sachschäden in der Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung als Personenkraftwagen. AXA versichert sowohl privat als auch gewerblich genutzte Kleintransporter. Beide Nutzungsarten weisen höhere Schadenfrequenzen und Schadenaufwände als Personenkraftwagen auf. Das heißt: Lieferwagen bis 3,5 Tonnen verursachen nicht nur häufiger Schäden, die von ihnen verursachten Schäden sind oft auch besonders heftig.

Gelegenheitsfahrer mit Dimensionen überfordert

Gelegenheitsfahrer nutzen Kleintransporter am häufigsten für Umzüge oder nach einem Möbelkauf. Sie sind meist männlich, Städter und zwischen 25 und 54 Jahre alt. Dies zeigt eine Studie, die im Auftrag der AXA Winterthur und der Stiftung für Prävention in der Schweiz durchgeführt wurde. Gelegenheitsfahrer haben am meisten Mühe mit der Masse des Fahrzeugs, mit ihrer eigenen Ungeübtheit sowie mit dem großen toten Winkel von Lieferwagen. Die ungewohnten Dimensionen – Höhe, Breite und Länge – überfordern viele Gelegenheitsfahrer. Aus Sicht der Unfallforschung ist das große Volumen von Lieferwagen eine weitere, gemeinhin unterschätzte Gefahr: „Ein Kleintransporter ist schnell überladen oder falsch beladen. Dadurch verändert sich die Fahrdynamik, der Bremsweg verlängert sich und die Ladung kann Unfälle verursachen oder Unfallfolgen verschlimmern“, erklärt Bettina Zahnd, Leiterin der Abteilung Unfallforschung und Prävention der AXA Winterthur. Eine besondere Verantwortung sehen die Unfallforscher der AXA bei den Vermietern von Kleintransportern: Spezielle Instruktionen bei der Fahrzeugübergabe sind die Ausnahme. „Nur 19 Prozent der befragten Gelegenheitsfahrer haben von den Fahrzeugvermietern gezielte Instruktionen erhalten. Wir fordern deshalb eine Informationspflicht für Vermieter. Eine Probefahrt ist absolut unerlässlich“, so Bettina Zahnd.

Auch routinierte Fahrer schätzen Lieferwagen falsch ein

Auch routinierte, gewerbliche Lieferwagenfahrer verursachen überdurchschnittlich viele Unfälle. Lieferwagen sind bei Unternehmen äußerst beliebt. In den letzten Jahren hat die Zahl der zugelassenen Kleintransporter in Deutschland zugenommen, zwischen 2010 und 2014 um 16 Prozent. Ihre Popularität verdanken Lieferwagen nicht zuletzt dem Umstand, dass für sie kein Sonn- und Feiertagefahrverbot gilt und Kleintransporter mit einem Führerschein für Personenwagen gefahren werden dürfen. Allerdings: Vorschriften für regelmäßige Weiterbildungen für Fahrer gibt es nicht. Hierin sieht Zahnd ein Problem: „Die meisten Unfälle passieren beim Manövrieren und Parken. Zudem stehen Berufsfahrer – ob Handwerker oder Kurierdienst – häufig unter Zeitdruck. Mangelnde Aufmerksamkeit, Ablenkung, Müdigkeit oder eine schlechte Ladungssicherung kann verheerende Folgen haben. Wir fordern deshalb eine Weiterbildungspflicht für gewerbliche Nutzer von Kleintransportern. In regelmäßigen Weiterbildungen gilt es, Berufsfahrer für diese Themen zu sensibilisieren.“

Größe und Unübersichtlichkeit für alle eine Gefahr

Die Bauweise von Lieferwagen – die hohe Motorhaube und die steile Front – bildet bei Personenunfällen eine große Gefahrenquelle. „Besonders gefährdet sind Kinder. Bei einer Kollision mit einem Lieferwagen wird ihr Kopf im Bereich des steilen Teils der Fahrzeugfront getroffen. Schwerste oder sogar tödliche Verletzungen im Kopfbereich wären die Folge“, erklärt Zahnd. In der Nähe von Kindern – etwa bei Schulen oder Kindergärten – gilt sowohl für routinierte als auch ungeübte Lieferwagenfahrer deshalb erhöhte Aufmerksamkeit.

Bei Auffahrkollisionen sind die Fahrer von Lieferwagen selbst relativ gut geschützt, denn die passive Sicherheit von Kleintransportern ist vergleichbar mit jener von Personenwagen. Dafür ist – aufgrund des hohen Gewichts von Lieferwagen – der Aufprall für die andere Seite umso heftiger. „Unfälle mit Lieferwagen können verheerende Folgen haben. Es ist deshalb essentiell, dass die von uns geforderten Präventionsmaßnahmen rasch umgesetzt werden“, sagt Bettina Zahnd.

Quelle: (ots) 

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