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Probefahrt: Grenzüberschreitender Baby-Benz

Ob er jetzt eher ein A- oder B-Klässler ist, kann man ihm nur sehr schwer ansehen. Doch der Mercedes CLA ist nicht nur äußerlich raffiniert gestaltet. Sein Ziel ist, Kunden zu locken, die den Schwaben-Stern bisher noch immer in die Spießerschublade legten. Ob das den Stuttgarter Herstellern geglückt ist? Wir begaben uns mit dem Jüngling aus dem Hause Mercedes auf Probefahrt.
Langeweile kann man dem CLA, der im April zu Preisen ab knapp 29.000 Euro in den Handel kommt und damit rund 4.000 Euro billiger ist als eine C-Klasse, nun wirklich nicht vorwerfen. Eine fließende Silhouette, kräftig modellierte Flanken, zwei angedeutete Powerdomes auf der Haube, mutige Sicken im Heck und Scheinwerfer wie Edelsteine – damit ist der CLA näher am CLS als an der C-Klasse – und von der Verwandtschaft mit der A-Klasse ist außer am Kühlergrill und den Sicken in der Flanke nicht mehr viel geblieben.
 
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Ab April 2013 ist der neue Mercedes CLA auf den öffentlichen Straßen unterwegs.
Foto: dmd/Mercedes

 
Die nähe zum CLS gilt allerdings nicht nur für das elegante Design und das mit viel Liebe und für dieses Segment überraschender Finesse gestaltete Interieur, sondern auch für die Platzverhältnisse. In der ersten Reihe sitzt man prima und merkt gar nicht, dass man in einer 4,63 Meter kurzen Limousine fährt. Und der Kofferraum ist mit 470 Litern auch groß genug. Doch die Zeche für die schöne Form zahlen die Hinterbänkler: Zwar kommt man leichter auf seinen Platz als in der A-Klasse, und hinter den größeren Fenstern fühlt man sich auch nicht mehr wie eingesperrt in einer dunklen Höhle. Doch weil es an den Knien und vor allem am Kopf zwickt, taugt der CLA für Erwachsene nur auf der Kurzstrecke. Wer wirklich bequem zu viert oder gar zu fünft fahren will, der muss in den sauren Apfel beißen und die biedere B-Klasse bestellen.
 
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Während es auf den hinteren Plätzen etwas enger zugeht, gibt sich der CLA im vorderen Innenbereich großzügig.
Foto: dmd/Mercedes

 
Die Form spielt aber nicht nur mit dem Reiz des Unkonventionellen. Sondern ganz nebenbei ist sie auch ausgesprochen funktional – vor allem im Windkanal. Denn der CLA ist schon mit seinem Zuschnitt so aerodynamisch, dass er mit ein bisschen Feinschliff und ein paar geschickten Tricks zum cW-Weltmeister wird. Nicht umsonst ist die A-Klasse als Diesel bestenfalls mit 4,2 und als Benziner mit 5,0 Litern zufrieden.
Wo Mercedes sich bei der Form vom erfolgreichen CLS inspirieren ließ, stammt die Technik von A- und B-Klasse. Das gilt für das Heer der Assistenzsysteme von der automatischen Notbremse bis zum Müdigkeitswarner genauso wie für die Motoren. Zum Start gibt es drei Benziner von CLA 180 bis zum CLA 250 mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum und 89 kW/122 PS bis 155 kW/211 PS sowie zwei Diesel. Der CLA 200 CDI hat 1,8 Liter Hubraum und leistet 100 kW/136 PS, der CLA 220 CDI steht mit 2,2 Litern Hubraum und 125 kW/170 PS in der Liste. Neu sind die Option auf einen Allradantrieb und die Sportversion CLA 45 AMG mit 264 kW/360 PS, die im Sommer erwartet wird.
 
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Sein Blechkleid erinnert nur noch ganz vage an die A-Klasse.
Foto: dmd/Mercedes

 
Bei aller technischen Nähe zur jungen und forschen A-Klasse hat Engels Mannschaft aber zumindest beim Fahrwerk noch einmal nachgearbeitet: Nachdem der Golf-Gegner von vielen als zu hart kritisiert wurde, steht der neue Baby-Benz auf spürbar weicheren Federn und Dämpfern und rollt entsprechend komfortabler über die Landstraßen. Zwar mangelt es ihm nicht an Bestimmtheit, wenn man eine etwas schärfere Gangart wählt. Und man muss schon ordentlich auf den Pin treten, damit sich durch leichtes Untersteuern der Frontantrieb verrät. Doch Querfugen auf der Autobahn, Bodenwellen und Schlaglöcher meistert man im CLA nun ohne Angst vor einem Arztbesuch. Auch darin zeigt sich plötzlich die Nähe zu CLS.
Diese Verwandtschaft werden die Schwaben womöglich sogar noch weiter pflegen. Als nächster Ableger auf der Kompaktklasse-Plattform ist jetzt erst einmal ein kleiner Geländewagen geplant. Aber wenn Designchef Gordon Wagener von fünf Karosserievarianten spricht, hat er noch einen Schuss frei. Und so, wie er vom CLS Shooting Brake schwärmt, darf man davon ausgehen, dass bald auch noch ein Lifestyle-Kombi von Mercedes durch die Kompaktklasse fährt.
 
 

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