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Steigende Beschäftigung, niedrige Zinsen: Deutscher Pkw-Markt legt 2016 deutlich zu – 2017 wird schwieriger

Peter Fuß, Partner bei EY: „Der deutsche Neuwagenmarkt hat sich im vergangenen Jahr stark entwickelt: Insgesamt legten die Neuzulassungen um 4,5 Prozent zu, im Dezember – trotz zweier zusätzlicher Verkaufstage –allerdings nur um 3,7 Prozent.

Die wichtigsten Gründe für die gute Entwicklung im alten Jahr waren die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, steigende Löhne und sehr niedrige Finanzierungskosten. Die Verbraucher haben mehr Geld im Portemonnaie und sie sind – trotz zahlreicher politischer Krisen – nach wie vor bereit, auch große Anschaffungen zu tätigen – zumal extrem niedrige Zinsen sehr attraktive Finanzierungen ermöglichen.

Mit 3,35 Millionen verkauften Neuwagen lag der Absatz 2016 auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2009, dem Jahr der Abwrackprämie, und auf dem zweithöchsten seit dem Jahr 2000: Neben 2009 wurden nur im Jahr 2006 mit knapp 3,5 Millionen Neuwagen noch mehr Pkw in Deutschland zugelassen.

Im neuen Jahr dürfte sich die Wachstumsdynamik auf dem deutschen Automarkt allerdings spürbar abschwächen: Die Spritpreise steigen, das Wirtschaftswachstum lässt nach, politische Unsicherheiten nehmen zu. Zudem dürften auch die Zinsen wieder steigen, was sich mittelfristig auch auf die Finanzierungskosten bei Neuwagenkauf auswirken würde. Zudem ist inzwischen ein hohes Absatzniveau erreicht, von dem aus weiteres Wachstum schwierig wird. Ein Plus im niedrigen einstelligen Prozentbereich wäre bereits ein Erfolg.

Privatkäufe treiben Absatzplus
Das erfreuliche Plus auf dem deutschen Automarkt im vergangenen Jahr ist vor allem auf den starken Anstieg von Neuzulassungen auf Privatpersonen zurückzuführen, die um knapp sieben Prozent zulegten. Die Zahl der auf gewerbliche Halter zugelassenen Pkw (also Dienstwagen, Mietwagen oder Eigenzulassungen der Händler) stieg 2016 hingegen nur um 3,3 Prozent. Auch im neuen Jahr dürften private Neuwagenkäufer die Haupttreiber des Absatzwachstums sein, zumal bei Privatwagen weiter ein hoher Ersatzbedarf besteht.

Volkswagen-Marktanteil gesunken
Der Abgasskandal hat sich 2016 deutlich auf die Absatzentwicklung des Volkswagen-Konzerns ausgewirkt, der in Deutschland nur um 0,1 Prozent zulegen konnte. Der Marktanteil des Konzerns sank von 39,2 auf 37,6 Prozent. Auch im Dezember hielt der Negativtrend an: Der Absatz des Konzerns sank – trotz starker Zuwächse etwa bei Skoda und Seat – um 1,4 Prozent. Der Marktanteil lag mit 33,9 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert (35,7 Prozent).

Diesel bleibt unter Druck

Im neuen Jahr dürfte sich der Negativtrend beim Absatz von Diesel-Modellen fortsetzen. So stagnierten im vergangenen Jahr die Neuzulassungen von Diesel-Pkw, der Marktanteil schrumpfte jedoch von 48,0 auf 45,9 Prozent. Im Gegenzug verzeichneten Benzin-Modelle einen deutlichen Marktanteilsgewinn: von 50,3 auf 52,1 Prozent. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2009, als die Abwrackprämie für starke Zuwächse vor allem bei Kleinwagen sorgte. Insgesamt legte der Absatz von Benzin-Modellen im vergangenen Jahr um acht Prozent zu.

Der Absatz von Diesel-Modellen dürfte auch im kommenden Jahr unter Druck bleiben, wobei der Dieselantrieb vor allem in den unteren Segmenten Marktanteile abgeben wird. Die anhaltende Diskussion um die Luftverschmutzung in den Innenstädten und die Gefahr von Diesel-Fahrverboten wird zu weiterer Verunsicherung unter potenziellen Diesel-Käufern führen. Zudem werden immer strengere Grenzwerte und die nötigen zusätzlichen technischen Maßnahmen zur Abgasreinigung Diesel-Fahrzeuge zukünftig deutlich teurer machen.

Anzahl Pkw-Neuzulassungen in Deutschland 2000-2016 (in Tausend)

Quelle: Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Quelle: Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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