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TÜV SÜD: Längst nicht Jacke wie Hose

München. Helm, Kleidung, Stiefel, Handschuhe – dass die richtige Ausrüstung für den Motorradfahrer nicht Jacke wie Hose ist, das ist inzwischen den meisten Bikern klar. Fahrer in Jeans und Turnschuhen sieht man auch im Sommer nur noch selten. Inzwischen hat viel Technik Einzug gehalten in moderne Motorradbekleidung. Die Fachleute von TÜV SÜD erklären, worauf man achten sollte, wenn man sich eine neue Motorrad-Kombi zulegt und warnt: Nach einem Unfall Kleidung sofort ersetzen!

Bildunterschrift: Gut belüftet: Moderne Lederkombis sind beim Klima heute genauso gut wie Textilkleidung.
Bildunterschrift: Gut belüftet: Moderne Lederkombis sind beim Klima heute genauso gut wie Textilkleidung.

Leder, Textil, Kombination aus beidem, Protektoren an den wichtigsten Stellen – wer sich aufs Motorrad setzt, sollte nicht nur gut aussehen sondern, vor allem optimal geschützt sein. In den vergangenen Jahren gab es bei den Schutzausrüstungen eine enorme Entwicklung. Dazu Lars Krause, TÜV SÜD-Motorradexperte: „Lederkombis sind heute klimatechnisch fast so gut wie Textilkleidung und die wird wiederum in Sachen Abrieb immer besser.“ Wichtig auch: optimale Bewegungsfreiheit und Schutz vor Witterungseinflüssen. „Wer sich wohl fühlt, fährt sicherer“, so Krause. Wie aber wählt der Motorradfahrer die richtige Kleidung für sich aus?

Ein- oder Zweiteiler: Wichtige Fragen vorab: Wie, wofür und wann kommt das Motorrad zum Einsatz? Für kurze Ausfahrten ist der Einteiler gut. Er liegt eng am Körper, bietet wenig Windwiderstand und kann nicht verrutschen. Geht es auf längere Touren oder will man mit dem Bike zum Arbeitsplatz pendeln, sind zweiteilige Textil- oder Lederkombinationen die richtige Wahl, denn sie können auch abseits des Motorrads getragen werden. Zudem verfügen sie zumindest über Stauraum für Schlüssel und Brieftasche. Wichtig bei allen Anlässen: gut gesehen zu werden. Deshalb: helle Farben wählen!

Nappa oder Nylon – Leder und Textil sind die sichersten Materialien, wenn‘s aufs Bike geht. Beim Leder unbedingt auf die Stärke achten. Tests haben gezeigt, dass das Material mindestens 1,2 Millimeter stark sein sollte – dann reicht die Abriebfeste des Naturmaterials aus. Gerade bei der Funktionalität haben die Entwickler von Ledermotorradbekleidung in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht.

So kann die Ledermontur dank neuer Gerbverfahren auch bei Wind und Wetter angezogen werden. Alternative Gerbstoffe sorgen bei der modernen Lederkombi nämlich dafür, dass der Biker auch bei einem starken Regenguss trocken bleibt. Zusätzlicher Vorteil des neuen Verfahrens: Bei Sonneneinstrahlung bleiben die Tierhäute kühl. Neue mit dem Leder direkt verbundene Klimamembrane halten den Motorradfahrer zusätzlich trocken und frisch.

Von Rinder-, Ziegen- oder Känguruhaut zum Kunstmaterial: Textilbekleidung ist leichter, bequemer und bietet zudem besseren Schutz gegen Wind und Regen. Größter Vorteil gegenüber der Lederkleidung: Man kann die Textilkleidung über der normalen Kleidung tragen – eine gute Alternative für Berufspendler also. In Sachen Klima ist die Textilbekleidung der Ledervariante immer noch ein Stück voraus. Die Materialien sind leichter, zusätzliche Reißverschlüsse im Außenfutter bewirken, dass ausreichend Frischluft zwischen Körper und Futter für gute Lüftung sorgt. „Wer vor hat, bei großer Hitze unterwegs zu sein, der sollte sich für die textile Variante entscheiden“, so Krause.

Protektoren: Schultern, Ellenbogen, Rücken, Hüfte und Knie – moderne Protektoren schützen und bieten gleichzeitig einen hohen Tragekomfort. Protektoren sind entweder direkt in die Kleidung integriert oder separat zu erhalten. Krause: „Eine wichtige Rolle bei der Schutzwirkung von Motorradbekleidung spielen Größe, Form und Anordnung der Protektoren.“ Auf Prüfsiegel achten: EN 1621-2 gilt für Rückenprotektoren, EN 1621-1 für alle anderen.

Anprobe: Bei der Anprobe sollten Interessenten vor allem darauf schauen, dass die neue Kleidung bequem ist und einwandfrei sitzt. Man sollte ausreichend Bewegungsfreiheit haben und bedenken, dass Funktionswäsche darunter passt. Für Lederbekleidung gilt: In den Bewegungszonen dienen textile Stretch-Einsätze für mehr Agilität und sorgen für Luftzirkulation. Bei den Ärmeln immer wichtig: die Länge. Bei angewinkelten Ellenbogen muss der Bund bis über das Handgelenk reichen und sich einwandfrei verschließen lassen.

Die richtige Länge müssen natürlich auch die Hosenbeine haben. Für beides am besten die eigenen Stiefel und Handschuhe zur Anprobe mitbringen. Sitzt die neue Kleidung gut, geht es an die Sicherheitsausrüstung. Dabei ein Auge auf die integrierten Protektoren werfen: Anzahl und Form geben einen Hinweis auf die Qualität. Fehlen die Prüfungsnachweise: Finger weg! Textilbekleidung sollte immer einen Gürtel in der Taille haben, das Schützt vor Flattern.

Beim Thermo-Innenfutter zudem auf Verstellmöglichkeiten achten, damit Kleidung und Protektoren immer exakt und eng anliegen. Abschließend noch ein Tipp für sportliche Fahrer: Darauf achten, dass sich der Halsabschluss ausreichend verstellen lässt. Bei der gebeugten Haltung auf Sportmaschinen drückt oft der Kragen.

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